Mehr Kunden, weniger Waren

Pfaffenhofener Kurier 24.04.2015

Pfaffenhofen (PK) Gudula Langmaier ist seit deren Gründung bei der Pfaffenhofener Tafel aktiv, betreute Kunden und baute die Büroorganisation nebst Administration auf. Im Gespräch mit dem PK beschreibt die wiedergewählte Vorsitzende einen spürbaren Wandel.

Frau Langmaier, gerade erst haben Sie für ein weiteres Jahr der Tafel Bilanz gezogen. Gibt es besondere Probleme?

Gudula Langmaier führt die Pfaffenhofener Tafel, die mit ihren 107 ehrenamtlichen Mitarbeitern von der Größe her ein mittelständischer Betrieb ist – mit allen Aufgaben von der Buchführung über die Logistik bis zum Personalmanagement – Foto: oh

Gudula Langmaier: Auf einen Satz reduziert könnte man sagen: Wir haben immer mehr Kunden und gleichzeitig stehen uns immer weniger Waren zur Verfügung. Nach einem Rückgang der Kundenzahlen von 2006 bis 2011 haben wir jetzt wieder einen steilen Anstieg: von 2012 auf 2013 um 20 Prozent, von 2013 auf 2014 um weitere 22 Prozent. Bei diesem hohen Niveau haben sich die Abholer jetzt eingependelt. Trotz alledem wollen wir niemanden wegschicken. Jeder soll zu seinem Recht kommen, ohne Ansehen von Herkunft oder Hautfarbe. Wir teilen und bis jetzt konnten wir an alle ausgeben.

Wie erklären Sie sich die steigende Zahl der Bezugsberechtigten?

Langmaier: Bezugsberechtigt sind ausnahmslos Bedürftige, also Menschen, die Sozialhilfe empfangen und eine entsprechende Bescheinigung vorweisen können. Es kommen immer mehr Geringverdiener, vor allem Familien mit Kindern, weil das Einkommen der Erwerbstätigen trotz regelmäßiger Arbeit nicht ausreicht. Oder weil man schon lange keine Stelle mehr hat. Auch viele Personen, die wegen Scheidung oder Krankheit in eine Notlage gekommen sind. Zum anderen gehören seit geraumer Zeit auch Asylbewerber zum Kreis der Berechtigten und ihre Zahl steigt an. Auch die EU-Osterweiterung ist durchaus ein Thema. Die Zahl dieser Kunden ist aber schon wieder rückläufig.

Und warum gibt es immer weniger Waren?

Langmaier: Die Gründe sind vielschichtig. Man sortiert nicht mehr so stark aus. Was weniger frisch ist oder optisch nicht der Norm entspricht, wird im Laden zum halben Preis verkauft. Von der wirtschaftlichen Seite her der richtige Weg. Für die Tafel heißt das, es bleibt weniger für uns übrig. Einen gewissen Ausgleich können wir dadurch schaffen, dass wir über die Vernetzung des Dachverbandes Bundestafel mit den Ländervertretungen – wir gehören zur Region Bayern Mitte – größere Märkte als Spender haben gewinnen können.

Welche Art Spenden kommen von Großhändlern?

Langmaier: Ein Beispiel aus unserer Nähe sind Wurstwaren. Ein Hersteller von Leberkäse etwa beliefert uns mit den „Scherzeln“, also den nicht normgerechten Endstücken aus der Produktion. Die bekommen wir dann frisch und eingeschweißt. Bei der Firma unseres Schirmherrn dürfen wir jederzeit abholen. Auch spenden uns Firmen Gefrorenes, Pilze und Produkte aus dem Gastronomiebereich, um nur einige zu nennen.

Wie könnte aus Ihrer Sicht die Warensituation noch verbessert werden?

Langmaier: Wir freuen uns auch immer über private Spenden. Das können Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sein oder Produkte aus der Landwirtschaft, wie etwa jetzt der Spargel. Aber auch lang haltbare Lebensmittel nehmen wir gerne. Damit kann dann ein Engpass gut überbrückt werden. Ware nehmen wir gerne dienstags von 7 bis 12 Uhr und mittwochs von 7 bis 10 Uhr entgegen, die Gaben gehen direkt an die Kunden weiter.

Und was tun Sie selber mit überschüssiger Ware?

Langmaier: Gerade bei großen Einheiten eines Produktes – etwa Joghurtpaletten – wird oft nicht alles hier vor Ort abgegeben. Da haben wir ein ganzes Netzwerk aufgebaut und führen mit den umliegenden Nachbartafeln einen regelrechten Tauschhandel durch.

Eine Menge betriebswirtschaftliche Organisation – doch wie finanziert sich das Engagement?

Langmaier: Die Tafel ist mit ihren derzeit 107 ehrenamtlichen Mitarbeitern von der Größe her tatsächlich ein mittelständischer Betrieb – mit allen Aufgaben von der Buchführung, Logistik, Personalführung und -management. Sie hat auch Arbeitgeberfunktion. Ohne die Verteilung auf viele Köpfe geht es da nicht. Wir müssen immer hoffen, dass wir genügend Geld in der Kasse haben. Wir sind auf Spenden, die über den Förderverein abgewickelt werden, angewiesen, denn nur so können die vielen laufenden Kosten gedeckt werden.

Die da wären?

Langmaier: Natürlich Kosten wie Büromaterial, Haushaltbedarf und vor allem Benzin. Heuer werden wir noch ein neues Tafelauto brauchen. Das alte ist in die Jahre gekommen und wird nicht mehr lange Dienst tun. Da muss dringend Ersatz her. Und das bedeutet für uns, Sponsoren finden zu müssen. Aber da bin ich ganz optimistisch. Wir haben einen guten Rückhalt in der Bevölkerung.

Das Interview führte Maggie Zurek.

Pfaffenhofener Kurier

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